Paradoxe Heimat

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Im Herbst 2014 drehte der griechische Journalist Nikos Aslanidis die Dokumentation „Paradoxe Heimat“ in Nordgriechenland und München. Darin werden wichtige Stationen im Leben von Dr. Efstathios Chaitidis gezeigt. Geboren in einem entlegenen Bergdorf in Zentralmakedonien, erlebte er als 8-Jähriger das Ende des Zweiten Weltkrieges und den Abzug der Deutschen Truppen vom seit 1941 okkupierten Griechenland. Er verlor seine Mutter und 4 Geschwister in der „Säuberungsaktion“ mit dem euphemistischen Namen "Maigewitter" im April 1944, als ein großer Teil der Dorfbevölkerung in Scheunen gesteckt und bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Er selbst und sein Vater retteten sich in die umliegenden Berge, wo sie sich tagelang versteckt hielten. Als sein Vater wenige Jahre nach Kriegsende vom griechischen Staat als vermeintlich Linker zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, blieb er als Vollwaise zurück. Dem Stigma als „Kind eines Linken“ ausgeliefert, blieben ihm in Griechenland der 50er Jahre kaum Möglichkeiten, sein Leben frei zu gestalten. Höhere Bildung und Arbeitsmöglichkeiten wurden ihm verwehrt, sodass er schließlich auswanderte. Nach Deutschland.

Dem ausdrücklichen Wunsch seines Vaters folgend, das Kind solle studieren, legte er nun in Deutschland all seine Anstrengungen in die Verwirklichung dieses Wunsches und wurde Zahnarzt. Den politischen Widerstand gegen die Militärjunta der 60er Jahre in Griechenland bezahlte er mit dem Verlust des griechischen Passes. Deutschland gewährte ihm Asyl. Deutschland, die neue Heimat, gab ihm alles, was Griechenland ihm verwehrte und er nahm es an. Dennoch blieb die Liebe zu Griechenland ungebrochen.

 

Was dieser ungewöhnliche Lebensweg zeigt, ist, dass unser Leben jenseits all der Katastrophen, Kriege und Widrigkeiten letztlich durch unseren Charakter bestimmt wird, durch unsere Fähigkeit zu vergeben und ohne Vorurteile zu leben und Völkerverständigung immer auch beim Einzelnen anfängt. Ein unverstellter Blick ist ein freier Blick.

 

Der Dokumentarfilm hatte am 19. März 2015 seine Premiere beim 17. Dokumentarfilm Festival in Thessaloniki. Er gewann den Publikumspreis.

Trailer

(griechisch/ελληνικά)